API Gateway Vergleich – Kong vs NGINX vs Traefik
APIs brauchen ein Tor zur Außenwelt, das sicher, schnell und leicht zu betreiben ist. Genau dafür gibt es API Gateways. Sie übernehmen Routing, Sicherheit, Rate Limiting, Observability und oft auch Auth. Drei Namen fallen besonders oft: Kong, NGINX und Traefik.
In diesem Guide bekommst du einen einfachen, praxisnahen Vergleich. Du lernst, wofür jedes Gateway steht, wie der Einstieg gelingt und worauf du beim Betrieb achten solltest. Ziel ist, dass du am Ende sicher entscheiden kannst, welches Tool für deinen ersten oder nächsten Use Case passt.
Was ein API Gateway für dich erledigt
Ein Gateway sitzt vor deinen Services und kümmert sich um weiterleiten, absichern, begrenzen und messen. Typische Aufgaben sind URL-Routing, TLS/mTLS, OAuth2/JWT, API Keys, CORS, Rate Limiting, Logging und Metriken. Gute Gateways lassen sich deklarativ konfigurieren und passen in Kubernetes genauso wie auf eine VM.
Kurzprofil: Kong, NGINX, Traefik
Kong: Fokus auf API-Features und Plugin-Ökosystem. Starke Auth, Ratenbegrenzung, Transformationsplugins und Admin API. Läuft datenbanklos (declarative) oder mit PostgreSQL. Gute Wahl, wenn du API-Produktfeatures schnell brauchst.
NGINX: Der Performanceriese und Allrounder. NGINX OSS ist ein Reverse Proxy mit hoher Rohleistung und granularer Konfiguration. Mit NGINX Plus bekommst du API-gereifte Extras wie Key-Value-Store, JWT, Session Persistence und Monitoring. Ideal, wenn dir Kontrolle und Geschwindigkeit wichtig sind.
Traefik: Cloud-native out of the box. Starke Auto-Discovery in Kubernetes, Docker und Consul, eingebaute ACME/Let’s Encrypt, einfache Middlewares. Sehr angenehm, wenn du dynamische Umgebungen betreibst und Zero-Config-Feeling schätzt.
Auswahlkriterien leicht erklärt
Wenn du wählst, achte auf fünf Dinge:
- Sicherheit: mTLS, OAuth2/JWT, API Keys, CORS, WAF-Anbindung.
- Traffic Management: Canary, Blue-Green, Rate Limiting, Retry, Circuit Breaker.
- Betrieb: Konfiguration, Automatisierung, Backups, GUI/API.
- Kubernetes: Ingress, Gateway API, CRDs, Service Discovery.
- Observability: Logs, Metriken, Tracing (OpenTelemetry).
Auth und Sicherheit
Kong bringt fertige Plugins für OAuth2, OpenID Connect, JWT, mTLS und Key-basierte Auth. Ohne Eigenentwicklung aktivierst du CORS, Request/Response-Transformation und IP-Restriktionen. Für viele Einsteiger ist das der schnellste Weg zu sicheren Endpunkten.
NGINX kann all das, aber in der OSS-Variante oft mit Konfig-Bausteinen oder Lua/OpenResty. Mit NGINX Plus bekommst du JWT-Validation, Key-Value-Stores und Session Handling aus der Box. Wenn du Feineinstellungen liebst und Performance brauchst, ist das stark.
Traefik setzt auf Middlewares. ForwardAuth, JWT, Basic/Digest, mTLS und CORS sind schnell gesetzt. In Kubernetes steuerst du vieles über Annotations oder CRDs. Für Let’s Encrypt Zertifikate genügt eine kurze Konfiguration – sehr einsteigerfreundlich.
Rate Limiting und Schutz vor Missbrauch
Kong: Rate Limiting, Quotas, IP-Blocking als Plugins. Du kannst pro Consumer, pro Service oder global limitieren. Ideal, wenn du APIs produktisieren willst.
NGINX: limit_req und limit_conn sind extrem performant. Für per-User Limits brauchst du Schlüssel, z. B. API-Key in Header oder JWT-Claim. Plus erleichtert komplexere Policies.
Traefik: RateLimit Middleware reicht für viele Fälle. In komplexen Multi-Tenant-Umgebungen kombinierst du sie mit Custom Headers und Separate EntryPoints.
Routing, Discovery und Canary
Kong: Definiere Services und Routes, optional Upstreams mit Health Checks. Header-, Path- und Host-basiertes Routing sind Standard. Canary geht mit Traffic-Splitting Plugins.
NGINX: Sehr flexibles Routing, Header/Query Matching, Subrequests, Canary via Split Clients oder Map. Für Blue-Green reichen wenige Zeilen.
Traefik: Router-Service-Middleware Prinzip ist leicht. Mit Weighted Services und Mirroring machst du Canary in Minuten. In Kubernetes wird vieles automatisch aus den IngressRoutes erzeugt.
Kubernetes-Integration
Kong Ingress Controller unterstützt Ingress und Gateway API, inklusive CRDs für Plugins. Perfekt, wenn du API-Funktionen nativ im Cluster brauchst.
NGINX Ingress ist der De-facto-Standard. Es gibt die Community-Variante und NGINX Ingress Controller by F5 mit Plus-Features. Stabil, schnell, sehr erwachsen.
Traefik ist ein Ingress Controller von Haus aus. Autodiscovery der Services, TLS via ACME, Middlewares als CRDs – ideal, wenn du schnell lauffähig sein willst.
Observability und Developer Experience
Kong: Admin API, Deck für declarative config, Konga/Konnect als GUI. Prometheus-Metriken und OpenTelemetry Tracing sind einfach.
NGINX: Access/Error Logs, VTS/Prometheus-Exporter, mit Plus ein eingebautes Dashboard und API. Maximale Transparenz bei hoher Last.
Traefik: Web UI, Prometheus-Metriken, OpenTelemetry. Die Live-Ansicht der aktiven Routen ist für Einsteiger Gold wert.
Performance und Ressourcen
NGINX ist die Benchmark-Referenz bei Rohdurchsatz und Latenz. Wenn du viel statisches Routing und hohe qps brauchst, ist es schwer zu schlagen.
Kong baut auf NGINX + Lua auf und ist damit schnell genug für die meisten Workloads. Die Plugin-Schicht kostet etwas Overhead, bringt aber Time-to-Value.
Traefik ist ressourcenschonend und skaliert gut in Kubernetes. Bei extrem hohen Lasten kann Tuning nötig sein, dafür ist der Betriebsaufwand sehr niedrig.
Kosten und Lizenzen
Alle drei gibt es Open Source.
- Kong hat Enterprise-Pläne mit GUI, Analytics, Workspaces.
- NGINX Plus ist kommerziell und bringt Enterprise-Features für Betrieb und Support.
- Traefik Enterprise bietet Multi-Cluster, SLA und Security-Extras.
Für Einsteiger reicht oft die OSS-Variante – entscheide nach Supportbedarf und Compliance.
Mini-Startanleitungen
Kong: Starte DB-less. Lege eine declarative yaml mit services/routes und Plugins an, lade sie per deck. Vorteil: GitOps straight ahead.
NGINX: Beginne als Reverse Proxy. Eine Server-Block Config mit proxy_pass, TLS, limit_req und basic JWT reicht für den ersten Mehrwert. Später Plus evaluieren.
Traefik: Im Kubernetes-Cluster als Ingress Controller installieren, ACME aktivieren, IngressRoute CRDs anlegen, Middlewares für Auth und RateLimit setzen. Los geht’s.
Wann du welches Gateway wählst
- Schnell viele API-Features ohne Eigenbau: Kong.
- Höchste Performance und feinste Kontrolle, auch außerhalb von K8s: NGINX.
- Kubernetes-first, Auto-Discovery, Let’s Encrypt inklusive: Traefik.
Wenn du nicht sicher bist, starte mit Traefik im Cluster oder Kong DB-less auf einer VM. Bei sehr hoher Last und komplexem Routing ist NGINX die solide Bank.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Viele aktivieren Rate Limiting ohne klaren Schlüssel. Nutze IP, API-Key oder JWT-Claim, sonst triffst du die Falschen. CORS wird oft zu breit erlaubt – setze Origin gezielt. TLS ohne HSTS/mTLS verschenkt Sicherheit. In Kubernetes fehlt häufig Resource Requests/Limits, was zu Instabilität führt. Und ganz wichtig: Observability von Anfang an einschalten, sonst tappst du bei Problemen im Dunkeln.
Fazit
Kong, NGINX und Traefik sind alle starke Gateways – nur mit unterschiedlichen Stärken. Kong glänzt mit API-Features und Plugins, NGINX mit Leistung und Kontrolle, Traefik mit Cloud-Native Komfort. Wähle nach Anforderungen, nicht nach Hype: Welche Security-Policies brauchst du, wo läufst du (VM/Kubernetes), wie wichtig sind Auto-Discovery und GUI, und welche Last erwartest du. So triffst du eine ruhige, begründete Entscheidung und kommst schnell zu stabilen Ergebnissen.


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