Azure Kostenkontrolle – Budgets, Alerts, Rightsizing
Cloudkosten wachsen gern schleichend. Erst sind es zwei Test-VMs, dann ein Storage-Account, später ein paar Datenbanken. Plötzlich ist das Monatsende da und die Rechnung fällt höher aus als gedacht. Die gute Nachricht: In Azure hast du mit wenigen Einstellungen die Kosten im Blick und kannst sie gezielt steuern.
In diesem Guide lernst du, wie du Budgets definierst, Alerts einrichtest und Workloads right-sizest. Wir gehen Schritt für Schritt vor, bleiben einsteigerfreundlich und zeigen dir praxistaugliche Einstellungen, die du direkt im Azure Portal umsetzen kannst. Ziel ist ein Setup, das warnt, automatisiert und laufend optimiert.
Grundlagen: Wie du in Azure auf Kosten schaust
Azure Cost Management + Billing ist dein Startpunkt. Hier siehst du Ist-Kosten, Prognosen und Treiber nach Ressourcentyp, Standort oder Tags. Wichtig ist die Scope-Wahl: Du kannst auf Management Group, Subscription oder Resource Group berichten. Wähle das kleinste sinnvolle Scope, wenn du gezielt steuern willst, und das höchste, wenn du Überblick brauchst.
Budgets einrichten – dein Frühwarnsystem
Budget sinnvoll schneiden
Lege Budgets pro Subscription oder pro Projekt-Resource-Group an. So erkennst du sofort, wo etwas aus dem Rahmen läuft. Ergänze bei Bedarf Budgets für einzelne Dienste, etwa Storage oder Public IPs, wenn diese besonders variabel sind.
Schritt für Schritt im Portal
Öffne Cost Management und wähle Budgets. Klicke auf Add, setze den Scope, wähle monatlich oder quartalsweise, dann gibst du den Budgetbetrag an. Definiere Schwellen wie 50 Prozent, 80 Prozent und 100 Prozent.
Alerts mit Wirkung
Verknüpfe das Budget mit einem Action Group. So gehen nicht nur E-Mails raus, sondern auf Wunsch auch Teams-Nachrichten, Webhook-Calls oder Logic Apps, die automatisch reagieren, zum Beispiel nicht kritische VMs nachts stoppen oder ein Ticket im Helpdesk anlegen. Wichtig: Budgets blockieren nichts, sie warnen. Das ist gut, weil Produktion nicht plötzlich steht – aber es bedeutet auch, dass du Konsequenzen automatisieren solltest.
Cost Analysis – versteckte Kostentreiber finden
Nutze in Cost Analysis die Ansicht nach Ressourcentyp und nach Tag. Filtere auf letzte 30 Tage und vergleiche mit letztem Monat. Achte auf Muster: hoher Egress-Traffic, Premium Disks, vergessene Public IPs, unbenutzte Snapshots, App Service Plans mit zu hohen Tiers. Markiere auffällige Ressourcen und setze dir To-dos für Rightsizing oder Abschaltung.
Rightsizing – zu groß, zu teuer, zu ändern
Advisor als Startpunkt
Der Azure Advisor schlägt dir unterausgelastete VMs oder teure SKUs vor. Prüfe dort CPU, Netzwerk und – falls aktiviert – Memory über VM Insights. Als Faustregel gilt: Wenn eine VM über Tage unter 20 Prozent CPU liegt und keine Lastspitzen hat, passt meist eine kleinere SKU.
VMs verkleinern ohne Drama
Plane das Downtime-Fenster, erstelle ein Backup oder einen Snapshot und ändere die VM-Größe. Teste die Anwendung und behalte Latenz und Fehler im Blick. Für variable Lasten sind Autoscaling mit VM Scale Sets oder App Service Plans oft die bessere Wahl als dauerhaft große Instanzen.
Storage und Datenbanken right-sizen
Reduziere Disk-Tiers, wenn die IOPS nicht ausgeschöpft werden. Nutze Standard SSD statt Premium, wo möglich. Für Azure SQL oder Postgres lohnt der Wechsel von Provisioned zu Serverless oder die Anpassung von vCores nach Messwerten. Setze Auto-Pause in Nicht-Produktivumgebungen.
Arbeitszeiten nutzen
Viele Workloads brauchen nachts keine Power. Auto-Shutdown für VMs, Runbooks oder Logic Apps für Start-Stop Zeitpläne sparen im Monat oft zweistellig. Halte Produktionssysteme ausgenommen und dokumentiere die Zeiten sauber.
Reservierungen und Savings Plans – planbare Rabatte
Wenn Workloads dauerhaft laufen, sind Reserved Instances (1 Jahr oder 3 Jahre) sehr wirksam. Du reservierst Compute-Kapazität und erhältst einen deutlichen Rabatt. Savings Plans sind flexibler, weil sie Compute über mehrere Dienste abdecken, aber sich nach Nutzungsstunden richten. Beginne konservativ: Reserviere nur den sicheren Sockel, den du wirklich brauchst. Prüfe regelmäßig die Nutzungsgrade, damit nichts ungenutzt bleibt.
Tags, Richtlinien, Governance – Kosten steuerbar machen
Sinnvolle Tags
Setze costCenter, owner, environment und project. Mit konsistenten Tags kannst du showback oder chargeback einführen und Budgets pro Team definieren. Pflege die Tag-Regeln zentral, damit Schreibweisen einheitlich bleiben.
Azure Policy als Leitplanke
Mit Azure Policy erzwingst du Tags, erlaubst nur bestimmte SKUs oder Standorte und verhinderst unbeabsichtigte Kostenexplosionen. Ein Beispiel ist eine Policy, die nur LRS-Storage zulässt oder teure VM-Familien in Dev-Subscriptions blockiert. So sparst du, bevor es teuer wird.
Alerts über Kosten hinaus – Qualität sichern
Azure Monitor kann nicht nur Budget-Alerts, sondern auch Metrik-Alerts. Wenn Egress über eine Schwelle steigt oder Disk-IOPS ungewöhnlich hoch sind, bekommst du ein Signal, bevor die Rechnung klettert. Kombiniere das mit Log Analytics, um Anomalien zu erkennen. Einige Anbieter aktivieren auch Cost Anomaly Detection – nutze es, wenn verfügbar.
Best Practices kompakt erklärt
Entwicklungsumgebungen anders behandeln
Nutze Dev/Test Subscriptions und Azure Dev/Test-Vorteile. Schalte nachts ab und am Wochenende weitgehend aus. Dokumentiere Ausnahmen.
Daten kostenschonend bewegen
Behalte Data Egress im Blick. Vermeide unnötige Region-zu-Region Transfers und Public Egress. Nutze Caching und CDNs, wenn viel Download-Traffic anfällt.
Storage Lifecycle Policies
Lege Regeln an, die alte Blobs nach 30 Tagen in Cool und nach 90 Tagen in Archive verschieben, und lösche alte Versionen oder unreferenzierte Snapshots. Das reduziert Speicher und Anfragen.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Viele Teams erstellen Budgets ohne Actions. Die Mails werden übersehen und nichts passiert. Verknüpfe Action Groups und automatisiere erste Schritte. Ein weiterer Klassiker sind fehlende Tags. Ohne Tags kannst du Kosten nicht zuordnen, Budgets nicht treffsicher setzen und niemand fühlt sich zuständig. Auch beliebt: große SKUs aus Bequemlichkeit. Miss die Last, right-size konsequent und prüfe regelmäßig mit Advisor. Und ganz wichtig: Reservierungen nicht blind buchen – binde nur den Anteil, der stetig läuft.
Schritt für Schritt in die Praxis
- Cost Analysis öffnen und größte Kostentreiber identifizieren.
- Budgets auf Subscription und Kern-Resource-Groups anlegen, 50-80-100 Prozent mit Action Groups koppeln.
- Advisor prüfen, Top 5 Rightsizing-Kandidaten auswählen, Skalierung oder SKU-Wechsel umsetzen.
- Tags vereinheitlichen, Azure Policy für Tag-Erzwingung und erlaubte SKUs aktivieren.
- Lifecycle Policies für Storage und Auto-Shutdown für Nicht-Prod ausrollen.
- Reservierungen oder Savings Plans für den Sockelverbrauch evaluieren.
- Nach 30 Tagen Review: Kostenkurve, Auslastung, offene Empfehlungen.
Fazit
Mit Budgets und Alerts baust du ein Frühwarnsystem, mit Rightsizing reduzierst du dauerhaft Verbrauch und mit Reservierungen sicherst du Rabatte. Tags und Policy sorgen dafür, dass Regeln eingehalten werden und Kosten zugeordnet bleiben. Wenn du diese Bausteine kombinierst, wird Azure planbar: Du erkennst Abweichungen früh, reagierst automatisch und hältst deine Cloud schlank – ohne Qualität zu verlieren.


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