Git Branching einfach – GitFlow und Trunk Based im Vergleich
Branches helfen dir, Änderungen sauber zu kapseln, ohne den Hauptzweig zu gefährden. Doch die Wahl der Branching-Strategie entscheidet darüber, wie schnell, stabil und vorhersehbar du Software auslieferst. Zwei Modelle dominieren: GitFlow mit Release- und Hotfix-Branches und Trunk Based Development mit kurzlebigen Feature-Branches direkt am Main/Trunk.
Wenn du gerade startest, wirken beide Ansätze ähnlich. In der Praxis unterscheiden sie sich stark bei Release-Handling, Merge-Frequenz, Konflikt-Risiko und Automatisierung. Hier bekommst du eine klare, anfängerfreundliche Erklärung, konkrete Arbeitsabläufe und Hinweise, wann sich welcher Ansatz lohnt.
Was Branching leisten soll
Ziel ist, dass du jederzeit releasen kannst, ohne Chaos. Dafür brauchst du einen stabilen Hauptzweig, kleine Einheiten von Arbeit, schnelles Feedback durch CI und sichtbare Qualität durch Code Reviews. Alles dreht sich darum, Integrationsschmerz zu vermeiden: je früher und öfter du integrierst, desto weniger Konflikte.
GitFlow – Struktur für planbare Releases
Aufbau und Prinzip
Bei GitFlow arbeitest du mit zwei langlebigen Hauptzweigen: main (Produktivstand) und develop (nächste Version). Dazu kommen Feature-Branches für neue Funktionen, release/-Branches zur Stabilisierung kurz vor dem Release und hotfix/-Branches direkt von main für dringende Korrekturen. Das Modell gibt dir klare Phasen und sichtbare Meilensteine.
Typischer Ablauf
Du startest ein Feature auf feature/xyz, commitest regelmäßig, öffnest einen Pull Request gegen develop und mergest nach Review. Vor dem Release erzeugst du release/x.y, frierst Features ein, behebst nur noch Bugs und pflegst Changelogs. Nach Freigabe mergst du release/x.y nach main und develop und taggst z. B. v1.4.0. Dringende Fehler behebst du über hotfix/x.y.z direkt auf main und backmergest nach develop.
Stärken und Grenzen
GitFlow gibt dir Ordnung, wenn du geplante Releases hast, mehrere Teams koordinierst oder Compliance mit Abnahmephasen brauchst. Die Kehrseite: Viele Parallelzweige erhöhen den Merge-Aufwand. Langlebige Branches führen zu Drift. Ohne disziplinierte Rebase/Merge-Strategie sammeln sich Konflikte an, die kurz vor Release wehtun.
Kleines Beispiel
# Feature starten und nach develop mergen
git checkout -b feature/login develop
git commit -m "Login Maske"
git push -u origin feature/login
# PR -> Review -> Merge nach develop
# Release vorbereiten
git checkout -b release/1.4 develop
# Bugs fixen, Version bump
git checkout main && git merge --no-ff release/1.4
git tag v1.4.0
git checkout develop && git merge --no-ff release/1.4
Trunk Based Development – schnell integrieren, klein releasen
Kernideen
Trunk Based Development (TBD) arbeitet direkt am main/trunk oder mit sehr kurzlebigen Feature-Branches, die mehrfach täglich integriert werden. Jede Änderung ist klein, baubar, getestet und kann per Feature Flag abgeschaltet werden. Dadurch bleibt der Trunk immer releasbar.
Arbeitsweise in der Praxis
Du schneidest eine kleine Aufgabe, öffnest sofort einen Branch, committest früh und oft, lässt CI laufen und mergest nach kurzer Review direkt in main – ideal als Fast-Forward oder Squash Merge. Unfertige Funktionen kapselst du hinter Feature Flags, damit der Code deploybar bleibt. Releases entstehen häufig kontinuierlich aus tags auf main.
Stärken und Grenzen
TBD minimiert Integrationsrisiken und beschleunigt Time-to-Value. Die Qualität hängt von automatisierten Tests, CI/CD, kleinen PRs und Feature-Flag-Disziplin ab. Ohne das kann der Trunk instabil werden. Für stark phasengetriebene Organisationen mit langen Abnahmen wirkt TBD zunächst ungewohnt.
Kleines Beispiel
# Kleinen Fix direkt zum Trunk
git checkout -b fix/typo main
git commit -m "Fehlertext korrigiert"
git push -u origin fix/typo
# kurzer PR -> Squash -> Merge nach main
git tag v1.4.1
Code Reviews, Merge-Strategie und CI/CD
Code Reviews sinnvoll nutzen
Egal ob GitFlow oder TBD: kleine Pull Requests werden schneller geprüft und sind sicherer. Nutze Templates für PR-Beschreibungen, checke Tests, Linting und Security-Scans automatisch. Ein klare Definition of Done verhindert Diskussionen.
Merge vs Rebase
Bei historienbewussten Projekten ist Rebase + Fast-Forward übersichtlich, bei Audit-Anforderungen ist Merge Commit mit PR-Referenz oft gewünscht. Wichtig ist Konsistenz im Team. Markiere konfliktträchtige Dateien (z. B. Sperrdateien) und plane frühe Integration.
CI/CD als Rückgrat
Aktiviere Build, Tests und Security Checks bei jedem Push. In GitFlow baust du develop und release/ stabil, in TBD ist main immer grün. Automatisiere Tagging, Changelog und Deployment in Stufen (dev – staging – prod).
Releases, Environments und Feature Flags
Releases sauber markieren
Nutze Tags wie v1.4.0 und semantische Versionierung. Automatisiere Release Notes aus PR-Titeln und Conventional Commits. So bleibt die Historie verständlich.
Environments durchschalten
In GitFlow deployst du häufig aus release/ in staging, dann nach main in prod. In TBD promotest du denselben Build durch die Umgebungen und steuerst Sichtbarkeit über Feature Flags. Das verhindert Drift und macht Rollbacks vorhersagbar.
Feature Flags richtig einsetzen
Hinter Flags kannst du unfertige Features, AB-Tests oder Schalter für Canary Releases verstecken. Denke an Aufräumen: Alte Flags rechtzeitig entfernen, sonst wird der Code schwer wartbar.
Entscheidungshilfe – welches Modell passt
GitFlow passt, wenn
Du Plan-Releases fährst, starke Compliance hast, mehrere Teams koordinierst und Abnahmefenster brauchst. Die Struktur hilft, solange du Merge-Last aktiv managst.
Trunk Based passt, wenn
Du kontinuierlich liefern willst, Automatisierung stark ist und das Team kleine Aufgaben sauber schneidet. Weniger Branches, dafür höhere Integrationsfrequenz und Feature Flags.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
In GitFlow werden Feature-Branches zu lang gehalten – integriere früher, ziehe develop regelmäßig nach und reduziere Konflikte. In TBD fehlen Tests und Flags – baue Testabdeckung auf, halte PRs klein und nutze Canary/Feature Toggles konsequent. Bei beiden Modellen sind riesige PRs, unklare Reviews und manuelle Deploys die häufigsten Bremsen.
Mini-Startplan für dein Team
Wähle ein Pilotprojekt. Kläre Definition of Done, PR-Größe, Merge-Strategie und Tagging. Richte CI mit Build, Tests und Security ein. Dokumentiere die Schritte als einseitige Team-Policy. Miss Lead Time, Change Failure Rate und Durchsatz und passe die Strategie nach 4 Wochen an.
Fazit
GitFlow liefert dir klare Releasephasen und Ordnung, Trunk Based Development bringt Tempo und frühe Integration. Entscheidend ist nicht das Etikett, sondern dass main jederzeit releasbar bleibt, kleine Änderungen schnell durch CI/CD laufen und Reviews fokussiert sind. Wenn du Konflikte früh löst, Tags sauber setzt und Feature Flags gezielt nutzt, funktioniert beides – wähle das Modell, das zu Teamgröße, Release-Rhythmus und Automatisierungsgrad passt.



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